Weil wir länger leben, braucht es gesamthaft mehr Pflegende.
Die Zahl der über 65-jährigen Personen verdoppelt sich von 2014 bis 2030. Die Prognosen gehen bis 2029 von einer Zunahme des Pflegepersonalbedarfs wie folgt aus: 14 Prozent im Spitalbereich, 26 Proeznt in den Alters- und Pflegeheimen, 19 Prozent bei der Spitex.
Weil die Pflege komplexer wird, braucht es mehr gut ausgebildetes Personal. Viele der hochaltrigen Menschen sind mehrfacherkrankt. Neue medizinische Therapien erfordern spezialisiertes Wissen. Die Pflege wird anforderungsreicher.
Weil viele Pflegende den Beruf verlassen, müssen wir etwas tun, um das zu verhindern. Über 40 Prozent der Pflegenden steigen aus. Die Gründe sind bekannt: Weil viele Stellen unbesetzt sind, muss eine Pflegende zu immer mehr Patienten schauen (aktuell durchschnittlich 8 Patienten). Das verursacht Stress, weil Qualität und Sicherheit leiden. Die Initiative will darum «anforderungsgerechte Arbeitsbedingungen». Je nach Schweregrad der Beeinträchtigungen der Patienten wird bestimmt, wie viele eine Pflegefachperson durchschnittlich betreut. Das wird nicht teurer – denn qualifizierte Pflege ist präventiv und spart Kosten durch weniger Komplikationen, weniger Spitaleinweisungen, eine kürzere Spital-Aufenthaltsdauer.
Der Gegenvorschlag benachteiligt die weniger Qualifizierten. Er will eine Ausbildungsoffensive für die Tertiärausbildungen. Die Pflegeinitiative hingegen eine für «alle in der Pflege tätigen Personen».
Der Gegenvorschlag unternimmt nichts gegen die Berufsausstiege. Er kostet 469 Millionen Franken für den Bund und 469 Millionen Franken für die Kantone. Der gleiche Betrag wird für die Pflegeinitiative gefordert. Das Geld verpufft jedoch, wenn die zahlreichen neuen Berufsleute wieder aussteigen – weil im hoch regulierten Gesundheitswesen der Kostendruck die Betriebe am Personal sparen lässt.
Die Pflegenden versuchen, den Humor nicht zu verlieren – doch dieser tönt aktuell so: Grösste Lüge in der Pflege? – «Ich komme gleich.» Helfen Sie mit, dass dieser Spruch bald nicht mehr verstanden wird. Danke für Ihr JA zur Pflegeinitiative.
Quellen: Obsan Bericht, 2021; Bundesamt für Statistik, 2020; Simon et al., 2020; Studie Intercare, 2020